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Frage zu GPL

taki schrieb:
Mir ist noch nicht so ganz klar, wie eine dynamisch dazugeladene Bibliothek, welche selbst nicht Qt dazulinkt, durch das Laden in ein Programm zum abgeleiteten Werk werden soll?!
Ist aber wirklich so, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Die Bibliothek ist nicht von Qt abgeleitet, aber das Programm sehr wohl und die Bibliothek wird zur Laufzeit dessen fester Bestandteil. Die GPL legt es wirklich so aus.

Es geht nicht darum, dass die Bibliothek von Qt abgeleitet ist, sondern darum, dass das, was wirklich von Qt abgeleitet ist, nämlich das Programm, komplett unter die GPL gestellt werden muss. Ein Programm kann nicht unter der GPL stehen, wenn es eine Bibliothek linkt, die nicht unter der GPL steht.
taki schrieb:
Wie sonst wären proprietäre Plugins für GPLte Programme möglich?
Schau Dich mal auf den GStreamer-Mailinglisten um und Du wirst sehen, dass das wirklich ein Riesenproblem ist. Die GStreamer-Leute wollen aber proprietäre Plugins erlauben und haben sich deshalb, weil die nackte GPL es verbietet, eine Ausnahmeklausel ausgedacht. Ist wirklich so:

http://gstreamer.freedesktop.org/documentation/licensing.html
http://gstreamer.freedesktop.org/data/doc/gstreamer/head/faq/html/chapter-legal.html

Das Problem ist nur, dass die GStreamer-Leute nur für sich entscheiden können. Wenn aber jemand einen unter der GPL stehenden Player veröffentlicht, das GStreamer nutzt, müsste er es ebenfalls erst ausdrücklich erlauben, das kann man an diesem Beispiel hier gut nachvollziehen:

http://jorn.stikipad.com/muine/show/Relicensing
taki schrieb:
Was ist mit den prorietären Bestandteilen von Gerätetreibern? Die gelten i.d.R. auch nicht als abgeleitetes Werk.
Doch, die sind genauso ein Problem. Wenn es Dich interessiert, such mal nach Vorträgen von einem Herrn Harald Welte. Der kennt sich da sehr gut aus und hält regelmäßig Vorträge zum Thema auf Tagungen.
 
Wenn dem so ist dann find ich die GLP ziemlich nervig ehrlich gesagt. So toll das auch alles ist mit der "Freien Software". An mancher Stelle wird das dann ehr hinderlich. Da ist Qt ehr noch eine nette Ausnahme. Da kann man frei entwickeln, und _falls_ das irgendwie doch mal kommerziell wird, schwenkt man einfach um auf die lizensierte Version. Das ist ja ansich kein Problem(wenn auch bestimmt von Qt nicht so gewollt). Sowie man damit Geld verdient sollen die Jungs ruhig mit verdienen, ist ja ihr gutes Recht.

Mal etwas anderes: Wer klagt eigentlich gegen GLP verstöße. Im Falle von Qt ist das klar. Da wird Trolltech klagen. Aber in der Regel... ?

Ich hab mal ein wenig in http://gnumonks.org/~laforge/weblog/ rum gelesen. Das ist ein Webblog von Harald Welte, daß ich schnell ergoogelt hab. Der benennt dort massig GPL-Verstöße z.B. von kleinen embedded Linux Systemen. Wer ist denn da der Kläger an der Stelle? Bzw wer hat hier das Recht zu klagen? Wem gehört dieses kleine embedded Linux in einem Navi-System? Linus Thorwald?
 
borgg schrieb:
Mal etwas anderes: Wer klagt eigentlich gegen GLP verstöße. Im Falle von Qt ist das klar. Da wird Trolltech klagen. Aber in der Regel... ?

Ich hab mal ein wenig in http://gnumonks.org/~laforge/weblog/ rum gelesen. Das ist ein Webblog von Harald Welte, daß ich schnell ergoogelt hab. Der benennt dort massig GPL-Verstöße z.B. von kleinen embedded Linux Systemen. Wer ist denn da der Kläger an der Stelle? Bzw wer hat hier das Recht zu klagen? Wem gehört dieses kleine embedded Linux in einem Navi-System? Linus Thorwald?

Was Herr Welte völlig zu Recht anprangert, sind wirklich direkt abgeleitete Produkte. Da geht es nicht um Komponenten, die erst durch dazulinken an ein abgeleitetes Produkt selbst zum GPL-pflichtigen Produkt werden. Das ist schon ein wesentlicher Unterschied. Da gibt es auch definitiv keine Grauzone, sondern es liegt ein ganz offensichtlicher Verstoß vor, der ohne tieferes technisches Verständnis nachvollzogen werden kann.

Wie dem auch sei, wenn der Inhaber der Urheberrechte ansprechbar ist, hat er das Recht, Dir jedes Sonderrecht zu gewährleisten. Das ist dann ein Deal zwischen Dir und dem Rechteinhaber. Ein klärendes Gespräch könnte da Sicherheit bringen. Bei Projekten wie dem Linuxkernel selbst, der in den besagten Embeded-Systemen ohne GPL-Hinweis und ohne Sourcen verkauft wurde, geht das nicht, weil Du den eigentlichen Rechteinhaber nicht erreichen kannst. Der Kernel hat soviele Maintainer und Ex-Maintainer, da ist es schlicht nicht möglich, eine Einigung mit dem "Rechteinhaber" zu erziehlen. Bei Qt und Trolltek ist das etwas anderes.
 
borgg schrieb:
Wenn dem so ist dann find ich die GLP ziemlich nervig ehrlich gesagt.
So ist das Leben halt. Genau dafür ist die GPL gedacht: Sie soll jede Verwendung mit nicht-GPL-Komponenten gnadenlos sperren. Das kann man nervig finden, es ist aber so. Wenn jemand etwas unter die GPL stellt, dann ist das ein ganz klares Zeichen dafür, dass er dieses Nervige genau so und nicht anders haben will.
borgg schrieb:
So toll das auch alles ist mit der "Freien Software". An mancher Stelle wird das dann ehr hinderlich.
Du darfst nicht den Fehler machen, die GPL mit Freier Software gleichzusetzen. Die GPL ist eine von mehreren dutzend OpenSource-Lizenzen, davon die restriktivste. Es gibt auch massenhaft Freie Software unter anderen liberaleren Lizenzen, darunter die genannten anderen Toolkits und vieles weitere, die zlib, die libpng, Mozilla, das komplette BSD-Betriebssystem und andere.
borgg schrieb:
Da ist Qt ehr noch eine nette Ausnahme. Da kann man frei entwickeln, und _falls_ das irgendwie doch mal kommerziell wird, schwenkt man einfach um auf die lizensierte Version.
Eigentlich ist Qt da keine Ausnahme, es gibt ja massenhaft Bibliotheken unter liberalen OpenSource-Lizenzen. Es ist sogar umgekehrt: Qt kann überhaupt nur deshalb OpenSource sein, weil es eine so restriktive Lizenz wie die GPL gibt, die jegliche Verwendung mit nicht-GPL-Komponenten gnadenlos ausschließt.

Wäre es grundsätzlich immer möglich, OpenSource-Bibliotheken zu benutzen, ohne dafür bezahlen zu müssen, wie es bei LGPL und BSD und ähnlichen der Fall ist, dann wäre Qt niemals OpenSource geworden, weil das Geschäftsmodell dann nicht funktionieren würde.
borgg schrieb:
Das ist ja ansich kein Problem(wenn auch bestimmt von Qt nicht so gewollt).
Aber selbstverständlich ist das von Trolltech so gewollt. Trolltech ist der alleinige Inhaber aller Rechte an Qt und könnte die Lizenz jederzeit beliebig ändern, auch in die liberale Richtung. Allerdings wären die schön blöd, wenn sie es machen würden, das würde ja das komplette Geschäftsmodell unmöglich machen.

Aber noch mal zurück zum eigentlichen Punkt: Ich kann ja wie gesagt nur aus einer reinen Benutzerperspektive sprechen, aber trotzdem: Ich habe mir mal ein paar mit FOX realisierte Sachen aus der Benutzerperspektive angeschaut und fand es zufriedenstellend.

Es ist wirklich richtig schnell, viel schneller als wxWidgets, es sieht anständig aus, es ist themeable und es ist klein, nämlich weniger als 4 MB auf der Festplatte, wenn alles aktiviert ist und wenn man statisch linken will, kann man es bestimmt noch kleiner kriegen, indem man alle Grafikformate deaktiviert außer den tatsächlich benötigten.

Es scheint auch sehr vollständig zu sein, zumindest auf den ersten Blick scheint es Widgets für alles zu geben, was man so braucht, einschließlich CUPS-Frontend zum Drucken und kantengeglättete Schriften. Allerdings ist es eine reine Widget-Bibliothek, Datenbank-Funktionen wie bei Qt existieren nicht.
 
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